Erstellt am 14. Januar 2017
Ein Bericht von STephan Doering
Die Regattasaison 2016 sollte in diesem Jahr etwas Besonderes werden, da ich in die nächst höhere Altersklasse „D“ (50-55 Jahre) aufgestiegen bin. Als jüngerer Ruderer hat man einen physiologischen Vorteil, den ich ausnutzen wollte.
Begonnen hat alles wie immer in Grünau am letzten April -WE zur Frühjahrsregatta. Ich hatte mich im Einer, Zweier und Vierer gemeldet.Im Einer und Zweier war ich nicht so erfolgreich. Dafür war es im Doppelvierer umso besser. Wir gewannen das Rennen über die 1000 m mit 3:03 min. Eine sehr gute Zeit.
Nach diesem Rennen fassten wir den Entschluss mit dieser Mannschaft auch in Kopenhagen bei den FISA-World-Masters (FWMR) zu starten. Die Mannschaft bestand aus einer Renngemeinschaft mit Christian Spitzer, Stefan Wende (Lobensteiner Ruderverein), Sven Gierspeck (Ruderverein Triton Leipzig) und Stephan Doering (TiB 1848). Nun werden sich die meisten fragen, wie soll da gemeinsames Training stattfinden? Das ist leider nur möglich, indem man sich an zusätzlichen Wochenenden trifft. Das haben wir dann einmal zum Herrentag über ein verlängertes Wochenende gemacht und am letzten August-WE in Vorbereitung auf unseren Saisonhöhepunkt die FISA-World-Masters (FWMR).
Die nächste Regattastation war Rüdersdorf an Pfingsten. Ich war nur am Sonnabend in zwei verschiedenen Altersklassen im Einer gemeldet. Beide Rennen habe ich gewonnen. Jetzt ging es schon besser. Noch besser war, das eines der beiden gewonnen Rennen im Lostopf für ein Ruderergometer im Wert von 1000,-€ war. Der Veranstalter hatte in seiner Ausschreibung acht Rennen festgelegt, aus denen die sportlich ermittelten Sieger in den Lostopf kamen. „Leider“ war die Verlosung erst am Sonntag, so dass ich nochmals hinfahren „musste“. Es geschah das Unglaubliche, die Turngemeinde wurde aus dem Lostopf gezogen. Wir gewannen das Ergometer. Damit können wir durch ein gewonnenes Rennen ein neues Ruderergometer unser Eigen nennen.
Die Regatta in Werder a.d. Havel am 11./12. Juni war schon der erste kleine Saisonhöhepunkt, da es das Masters-Championat war. Es werden nur Altersklassenrennen ausgefahren. Das war dann eine erste Standortbestimmung. Ich wollte dreimal Doppelvierer ohne Steuermann (4x-) in den Alterklassen B (Mindestdurchschnittsalter der Mannschaft 36 Jahre), C (43 Jahre) und D (50 Jahre) fahren. Leider fiel durch einen Krankheitsfall der Vierer in der Altersklasse D aus. Dafür gewannen wir die anderen beiden Alterklassen. Das war doch schon mal was!
Wir waren uns aber bewusst der Sieger immer der Gejagte ist und die anderen Mannschaften nicht ruhen werden bis sie uns geschlagen haben. Wie immer war Werder eine sehr schöne, ruhige Regatta für mich, da ich dann auch zu Hause übernachten kann und keine weite Anfahrt habe.
Am folgenden WE hatte ich mich bereit erklärt an der Regatta des Lobensteiner Ruderverein teilzunehmen. Ich brauchte aber keinen Hänger mit Booten mitnehmen. Das hat den „Regattastress“ dann doch begrenzt. An zwei aufeinander folgenden WE Regatta ist auch zeitlich nicht so einfach. Man fährt Freitag nach der Arbeit los und ist am Sonntag Abend wieder zu Hause. Entschädigt wird man durch tolles Erlebnisse, sowohl von der Umgebung (man rudert auf der Bleiloch Talsperre mitten in den Bergen) als auch von den sportlichen Erfolgen.
Von vier Starts habe ich dreimal gewonnen. Wichtig war dabei vor allem im 4x- Rennpraxis zu bekommen. Das gelang uns sehr gut. Wir haben zweimal gewonnen. In einem Rennen haben wir gegenüber einem „älteren“ Boot, sogar 16,5 s Zeitbonus aufgeholt. Und das auf 1000 m!
Die Euro-Masters-München vom 29.-31. Juli war die Regatta, bei der dann auch schon internationale Beteiligung war. Für einige war es der Saisonhöhepunkt, da sie nicht nach Kopenhagen fahren wollten. Für mich war es insofern schwierig, da ich vorher 3 Wochen Urlaub hatte. Also relativ unfit dort antrat.
Gemeldet hatte ich im Einer und dreimal Vierer in den Altersklassen B, C und D. In der Altersklasse D sollte es eine Standortbestimmung werden. Wir wurden Vierter von 7 Booten. In den anderen beiden Viererrennen mit unserer „Kopenhagen – Mannschaft“ sollten schon 2 Siege her. Am ersten Regattatag (Freitag) wurden wir Vierter. Eine herbe Enttäuschung bei unserem Anspruch, obwohl die ersten vier Boote innerhalb von 1,5 sec ins Ziel kamen. Uns war nicht bewusst wirklich einen Fehler gemacht zu haben. Aber die Anderen wollen halt auch gewinnen. Dafür klappte es am Samstag umso besser. Wir gewannen unser Rennen. Im Quervergleich mit dem Sieger der anderen Abteilung waren wir ca. 1 s schneller. „Na, geht doch!“ Im Einer, dem letztem Rennen am Wochenende war dann die „Luft raus“ für mich. Ich wurde Letzter. Da haben sich dann doch die 3 Wochen Urlaub vorher bemerkbar gemacht.
Jetzt war dann nur noch Kopenhagen als Höhepunkt der Saison. Ich nahm mir vor, auf jeden Fall eine Bootsklasse zu gewinnen. Die größten Chancen sah ich dabei im 4x-, da die Ergebnisse im 1x über den Saisonverlauf nicht so viel versprechend waren. Ich hatte mich im Einer in drei AK gemeldet B,C,D. und im Vierer in den AK B und C. Vier Wochen vor der FISA WM dann eine Hiobsbotschaft, Stefan Wende hatte sich den Mittelfuß gebrochen. Was nun? Es musste ¼ einer eingefahrenen Mannschaft ersetzt werden. Zusätzlich durfte der neue Ruderer die Mannschaft um nicht mehr als ein Jahr verjüngen. Wir konnten Goran Gavrilovic aus Offenbach gewinnen. Er erklärte sich auch bereit an unserem geplanten Trainingswochenende nach Bad Lobenstein zu kommen. Das hieß für mich zum vierten Mal in diesem Jahr die A9 bis Bad Lobenstein, davon einmal noch weiter bis München. Das Training war aber auch erforderlich. Wir mussten feststellen, dass obwohl wir alle auf höchstem Niveau in unseren Alterklassen fahren, es doch unterschiedliche Auffassungen vom Ruderschlag gibt. Viele Wege führen zum Ziel - dem Sieg. Am Ende hatten wir es dann im „Griff“. Das Boot „lief“ – es war nach unserer Auffassung schnell.
In Kopenhagen auf dem wunderschönen Campingplatz Charlottenlund angekommen machten wir erst mal einen Tag Sightseeing. Das Wetter spielte auch mit. Um die 22° Sonnenschein oder locker bewölkt und kaum Wind. Viele hatten uns im Vorfeld gewarnt, das die Strecke sehr windanfällig ist. An den Regattatagen war jedenfalls alles in bester Ordnung.
Am Donnerstag war ich im 1x der AK-C dran. Ich hatte mir viel vorgenommen. Leider wurde es nur ein Vierter Platz. Aber dann kam der Freitag, 4x- in AK-B. In unserem Lauf war auch Thomas Lange (Doppelolympiasieger im Einer und mehrfacher Weltmeister) mit seinem Vierer aus Ratzeburg als reine Vereinsmannschaft. Bisher waren wir noch nie direkt aufeinander getroffen. Der Quervergleich in die andere Abteilung über die Zeit ist nur bedingt möglich. Deshalb gibt es im Rudern auch keine Zeiten – Weltrekorde.
In der ersten Hälfte des Rennens hatten wir mehr mit Argentinien zu kämpfen auf der Bahn neben uns. Bis zum Endspurt 300 m vor dem Ziel waren wir nur einen Luftkasten vorn. Dann gab ich als Bugmann das Kommando zum Endspurt. Wir konnten uns von den Argentiniern absetzen. Fünf Bahnen weiter aber kam unerbittlich Ratzeburg auf. Etwa 100 m vor dem Ziel gab ich nochmals das Kommando „Alles“. Im Ziel hat es dann aber nicht für uns gereicht Die Ratzeburger hatten uns mit 46/100 s abgefangen. Das entspricht einem halben Luftkasten nach 1000 m! Der spätere Einer in der AK-B lief überhaupt nicht. Ich wurde Letzter.
Am nächsten Tag sollte es in der AK-C 4x- besser werden. Als Hauptgegner hatten wir eine Mannschaft aus Dänemark ausgemacht. Alle Ruderer in diesem Boot hatten vor Jahren an Olympiaden oder Weltcups teilgenommen. Vom Start weg kamen wir nicht richtig in die Gänge. Das Boot war unruhig und wir hatten Steuerprobleme, die für uns völlig ungewohnt waren. Im Ziel waren wir deutlich Dritter. Das hatten wir uns anders vorgestellt. Dann kam die Erklärung von unserem Schlagmann. Bei seinem Steuerbordskull war der Griff lose, so das er nie richtig das Blatt setzen oder ausheben konnte. Das war ärgerlich aber nicht zu ändern. Im abschließenden 1x- AK D wurde ich dann Vierter.
Ein Rennen hatte ich zwar nicht gewonnen aber mit den Ergebnissen im Vierer war ich zufrieden. Auf der Rückfahrt konnten wir auf der Fähre zwischen Gedser und Rostock dann die Sonne genießen.
In der gesamten Saison 2016 hatte ich schönes Wetter bei allen Regatten, keine Verletzungen oder Bootsschäden und Siege gab es auch. Im nächsten Jahr werde ich wieder angreifen. Denn „nach der Saison ist vor der Saison“.
Stephan Doering
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