Leistungssprint des jüngsten TiB-Teams - Karlshorster Kollektiv im Spotlight

Erstellt am 11. März 2024

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Familiärer Umgang von Ludwig Dohrmann und Alfons Kneifel, fotografiert von Amelie Gomille

Quietschende Schuhe auf dem Hallenboden, Carbon Pompfen, deren Gewicht bis auf das Gramm optimiert wurden, stehen in Kontrast zu schweren Medizinbällen, schweißnasse Gesichter beim Kraftsport – ein gemütlicher Samstag-Nachmittag sieht anders aus. Die Wintersaison der Jugger-Sparte ist geprägt von fünfstündigen Trainings. Besonders motiviert dabei sind die violett gekleideten Spieler aus dem Berliner Stadtteil Karlshorst. In der Vergangenheit hinterließ das Jugendteam “Karlshorster Kollektiv” viele mit der Frage, woher diese Jungs plötzlich kommen und warum sie so gut sind.

“Wir sind eine eingeschworene Gemeinschaft, eine kleine Familie", erklären Max Donnermann und Gustav Kneifel in einem exklusiven Interview. Für Außenstehende mag es schwer sein, Teil dieser Gruppe zu werden, die gemeinsam durch die Schulzeit ging, doch ihre eingespielte Art wirkt gleichzeitig als natürlicher Filter. Es kommen nur Leute hinzu, die tatsächlich hineinpassen. So zum Beispiel der 32-jährige Ludwig Dohrmann, der von Außenstehenden auch oft als „Papa Ludi“ beschrieben wird. Er bringt die nötige Erfahrung und das Selbstvertrauen mit ins Team.

Der Werdegang der Karlshorster begann mit der Entdeckung von Pompfen in einem Jugendclub neben ihrer Schule. Gemeinsame Tage auf der "Staubwiese" werden mit Lachen beschrieben. Was man mit diesen umwickelten Stäben eigentlich macht, erfuhren die Jungs in einem Gespräch mit einem Spieler der Grünanlagen Guerilla aus Berlin. Danach gelangten sie nachfolgend zum Jugendtraining des Indiwi. Dieser Berliner Verein hat sich auf Jugger für Kinder und Jugendliche spezialisiert. Begeistert ging es zum Training des Jugger e.V. auf das Tempelhofer Feld, bei dem sie erstmals Spielgeräte der Leichtbauweise in die Hände bekamen und einige ihrer sportlichen Vorbilder in echt sahen. Sie wurden darauf verwiesen, dass sie mit an der TiB trainieren sollten, wenn sie eine Chance darauf haben wollen in der oberen Liga mitzuspielen.

Mittlerweile sind die sieben Karlshorster ein fester Bestandteil der Turngemeinde in Berlin. Max Donnermann erzählt vom Zusammenhalt der TiB-Teams auf Turnieren mit einem Lächeln. Beim Frühstück wird sich automatisch an den gleichen Tisch gesetzt und geht es zum Spiel, so unterstützen sie sich gegenseitig bei Aufstellung, Zujubel und Mitfiebern.

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Geschwister Kneifel im Angriff, fotografiert von Amelie Gomille

An der TiB vom Team Rigor Mortis lernen zu können beschreiben die Jugendlichen als maßgeblichen Beitrag zu ihrem Erfolg. Durch die Hilfe von außen konnten sie schnell ein detailliertes Verständnis für den Sport entwickeln, doch die gegenseitige Motivation ist ihr Schlüssel zum Erfolg. Es gebe keine Machtstrukturen in ihrem Team, da Donnermann es „hasst anzuführen“ und es so zu einer grundlegenden Rollenverteilung kam. Der 21-Jährige beschreibt sich eher als Bindeglied, was sich von außen perfekt in das Familienbild fügt.

Um mehr Verantwortung im Verein zu übernehmen, organisierte das Karlshorster Kollektiv, für die turnierarme Zeit, die Winterliga. Donnermann und Kneifel erklären, dass frühere Winterligen ihre ersten Turniererfahrungen boten. So habe es auch einen emotionalen Hintergrund diese Tradition in Berlin aufrechterhalten zu wollen. Die Organisation übernahmen in der Leitung Ludwig Dohrmann und Gustav Kneifel, wobei Dohrmanns Erfahrung als Hauptmotivator diente. An Selbstvertrauen scheint es hier nicht zu mangeln, da die Organisation eines größeren Turnieres bereits in vollem Gange ist. Die “Berlin Minors” werden im kommenden Monat als Qualifikationsturnier der Region Nord-Ost dienen. Nur die zwei besten Teams der Region dürfen anschließend zur Deutschen Meisterschaft. Auf Turnieren gegen Rigor Mortis und Falco Jugger anzutreten führt laut Donnermann zu einem internen Kampf der TiB-Teams. Da man sich im Training bereits sieht, möchte man dann auch den jeweils anderen besiegen.

Trotz des Leistungsdrucks bleibt die Freundschaft im Team die höchste Priorität. Offene und ehrliche Kommunikation sorgt dafür, dass Probleme schnell gelöst werden. "Wir wollen berühmt werden", sagt Teamgründer Donnermann, "auch im spanischen Raum." Für solch hohe Ziele ist Zusammenhalt zwingend notwendig. Im Jahr 2023 konnten die Karlshorster bereits kleinere Turniere in Braunschweig und Frankfurt Oder gewinnen und zeigten auf der Deutschen Meisterschaft mit ihrer Platzierung an sechster Stelle, dass sie zu den Top-Teams gehören. Doch die Jungs wollen mehr. Der große Traum sei es im Finale gegen Rigor Mortis stehen zu können, gegen die anzutreten, die sie einst aus der Ferne verehrten, zwei TiB-Teams auf dem Treppchen. Sie selbst schätzen dies als greifbar ein und wenn man sich einmal mit dem Karlshorster Kollektiv unterhält, dann kann man dem nur zustimmen.