1.Spreemarathon 19./20.10.19

Erstellt am 28. Oktober 2019

Das erste Mal vom Spreemarathon hörte ich von Rainer, einem Kanufreund aus dem Kanuverein Cottbus während des „Bekloppten“ Marathons von Meißen nach Magdeburg 2018. Er war voller Esprit! Es sollte gut werden! Beim Hiddenseemarathon trafen wir ihn  wieder- als Erinnerung war es perfekt und so musste da eine Teilnahme dringend werden. Außerdem ist die obere Spree ab Cottbus schon seit einiger Zeit mein Wochenendpaddelrevier. Da  wollte ich gerne dabei sein!

Dieser Sommer war ja bekanntlich warm bis heiß und die Lausitz ist jetzt auch nicht für Wasserreichtum bekannt. Da die Talsperre Spremberg ziemlich leer war und der Wasserstand  mau, fiel eine Bootswahl dementsprechend auch ziemlich schwer. Eins war klar: mit einem Finnenboot brauchte man dort erst gar nicht anzutreten. In einem Surfski mit Klappsteuer? Das geht nur mit den handlichen Produkten aus dem Hause Epic: V 5 oder V7 …, das bedeutete: zarte 25 kg über 750 m zu tragen und insgesamt 10 Portagen damit zu bewältigen, dass passte auch nicht so recht. Wir warteten. Und es hatte sich gelohnt! Zeitnah (Donnerstagabend) ;) kam die Nachricht, dass es am ersten Tag 10 cm Zuschusswasser geben  wird und die Idee eines K 2, mit dem Team Basti und Holger, entstand. Das Superboot bekamen wir leider nicht,  aber dafür einen Nelo Waterman namens „Apfelsine“ mit 28kg, aber auch ein ehrliches Boot! (DANKE- Thomas!)

Jetzt war die Zeit ran und ich stellte fest, dass ich es irgendwie nicht geschafft hatte, den Abschnitt des ersten Tages, vom Stausee bis Cottbus, abzufahren. Das war also absolutes Neuland- für Basti, die Apfelsine und mich! Dafür besaß ich auf der Strecke des zweiten Tages sehr gute Streckenkenntnis! Ich bin diese Strecke erstmalig 1987 mit meinem Faltboot namens „Rosinante“ gefahren.  „Rosinante“ war ab dem letzten Wehr dann auch eine eher gespaltene Persönlichkeit geworden, denn Lübbenau erreichten wir auch nur, weil einer paddelte und der andere mit dem Alukochtopf lenzte…..Aber dank Laubag/Vattenfall/ Leag wurde die Spree renaturiert und ist ab Cottbus ganz gut, mit Bootsrutschen und Sohlschwellen, zu befahren. Ich liebe diese Strecke!- gerade an Wochenenden,  wenn der Spreewald voll ist mit den  Leihbootfahrern. Diese Strecke ist die perfekte Alternative.

Am Freitag  machten wir zwei dann doch mal noch eine Testfahrt in Berlin,  mit der Apfelsine. Wir testeten den Wenderadius und  umfuhren so eng wie möglich Bojen. Dabei stellten wir fest, das das Boot so langsam gar nicht war. Wir waren heiß!

Am Samstag standen wir dann, wie immer viel zu früh,  am Spremberger Stausee.….und dann kam auch noch der Regen dazu.

Irgendwann kamen dann die Busse aus Cottbus und der Strand füllte sich erheblich. Am Start waren alle Arten von Booten: SUP, K1+2 ,C2. Es gab die eine Einweisung für den ersten Tag und von Rainer noch spezielle Hinweise für die Schwelle in Bräsinchen. Das war auch gut so. So langsam ahnten wir, was die Cottbusser da für eine Aktion gestemmt hatten. Die Organisation war perfekt. An jeder Umtrage waren Schilder und der Weg wurde durch gelbe Fähnchen markiert. Auch einige Helfer klatschten Beifall und es gab Versorgungspunkte. Bemerkenswert: auch die 10cm Zuschusswasser müssen erst mal organisiert werden!

Der Start war an Land. Ca. 100m rannten wir zu unserem Boot  auf feinkörnigem nassem Sand und erwischten mit unserem Obstboot einen ganz guten Start. Es folgte eine Runde auf dem Stausee, um das Feld zu entzerren. Die Navigation war einfach auf dem Stausee, immer den ganz Schnellen hinterher. Anmerkung: war aber auch nicht unsere Altersklasse! Nach 4.5 km war Schluss mit lustig- die Portage über 750 m stand an. Also 28 kg Apfelsine die Mauer hoch gestemmt und der Versuch eines lockeren Laufes wurde dann anschließend doch schnell unterlassen. Plötzlich waren wir nicht mehr alleine. Petr aus Tschechien fuhr mit uns mit. Nicht auf der Welle, sondern mit uns. Perfekte Technik und mit einer wahnsinnigen Frequenz! Da er wohl doch ein bisschen mehr Erfahrung hatte, als wir, ließen wir ihn in Bräsinchen die Vorfahrt und sahen ihn, von da an, nur noch von hinten.

An den Portagen nahm er uns gut Zeit ab. Zu zweit muss man sich halt abstimmen und die Apfelsine wog immer noch 28 kg…. Außerdem drückte von hinten jetzt ein K 2 Mix,  im Rennboot nach. Wir hatten gut zu tun, um unseren Puffer, von einer halben Minute, zu halten. Und das Laub wollte unbedingt an den Bug der Apfelsine! Also wegwackeln und weiter! Irgendwann kam die Autobahn, die Eisenbahn, der Stadtring und wir waren im Ziel des ersten Tages. Petr hatte uns zwei Minuten abgenommen, aber auch wir konnten unseren halbminütigen Vorsprung auf den Mix K 2 halten. Jürgen hatte Kontakt mit dem Rennkanadier gehalten und war 5 min schneller als wir im Ziel. Das waren doch gute Ausgangspositionen für den Jagdstart am nächsten Tag.

Am Nachmittag gönnten wir uns die Sauna in der Lagune Cottbus, um am nächsten Tag wieder fit zu sein. Kartoffeln mit Quark und Leinöl war dann die sorbische Pastaparty am Abend.

Am Sonntag sahen wir uns dann in Cottbus, am Bootshaus, bei Sonnenschein, wieder.

Das gute Zuschusswasser gab es für den zweiten Teil der Strecke leider nicht. Aber nun hatte ich ja   Streckenkenntnis und kannte so ein bisschen die Spree. Die erste Umtrage in den Fluss war wie immer eher schlecht, aber da wir es uns am Vortag angesehen hatten, verloren wir kaum Zeit. Am großen Spreewehr lief alles auch wie am Schnürchen. Danach hatten wir dann den Sauger an Bord. Der Fluss war stellenweise so flach, dass das  Boot nicht glitt, sondern anfing zu saugen.  Man merkt es daran, das der Einstich betonhart wird, das Boot dadurch aber nicht schneller, eher noch langsamer wird. In diesem Abschnitt holte uns der K 2 Mix locker ein und schloss zu Petr auf. Dieser hatte die erste Sohlschwelle, über die Fischtreppe, umgangen und somit etwas Zeit verloren. Gut, jetzt waren die anderen weg, aber es waren ja erst 9 km auf dem Tacho. Aus alten Marathonlaufzeiten weiß ich das locker bleiben immer gut ist.

Die Anfahrt zur zweiten Bootsgasse ist etwas tricky.  Man muss einen linken Halbkreis fahren, um nicht, wie der K 2 Mix, aufzusetzen. Haben wir gemacht!- und waren wieder dran. Dann hatte sich die Renaturisierungsbehörde eine nette rechts, links, links Kombi ausgedacht, da hing jedoch der K 2 Mix fest und wir kamen gerade noch fair vorbei. Also wieder Petr als Fixpunkt. Zwischendurch umfuhren wir noch die langsameren Frühstarter. Leider hatten wir dann irgendwo dort im Labyrinth doch noch eine  Grundberührung ,weil Petr kam ja durch. Jetzt haben wir noch eine Gelcoatreparatur vor uns. Man lernt nie aus! Die letzte Bootsrutsche, und dann ging es schnurgeradeaus bis zur nächsten Umtrage. Kann uns als Teltowkanalliebhaber aber nicht schrecken!

Die Umtragen waren Standard, schon so oft gemacht und so waren wir dann irgendwann im Ziel. Petr war ein bisschen schneller als wir. Respekt!

Jürgen stand schon locker am Steg, er hat den ersten Platz in der Männerklasse errungen!!

Vor ihm lagen nur ganz junge Sportler. Wir landeten  letztendlich auf Platz 5, Gesamtwertung und belegten aber damit den ersten Platz im K 2 der Männer in der Leistungsklasse! Wow, obwohl ich ja schon ein mittelalter Mann bin…Geiles Gefühl!

Fazit : Ganz einfach! Wer zu diesem Rennen nicht hinfährt, ist selber schuld. Ein wirklich perfekt organisiertes Event mit viel Empathie gemixt! Die gleiche Liga, wie der Hiddenseemarathon! Nochmal großen Dank an die Cottbusser! Wir kommen gerne wieder und hoffen auf einen verregneten Sommer 2020.