Scharmützelsee Triathlon – die Berliner Meisterschaften

Erstellt am 20. Oktober 2022

Während der Vorbereitungen Chrissis auf den Berlin Man/Berlin Woman befanden wir uns wie so oft des morgens auf dem Rad. Es könnte die Strecke um den BER oder zum Schwimmen gewesen sein, als er mir eröffnete beim Scharmützelsee Triathlon zu starten.

Ein Triathlon… noch vor meiner Reise… das wird mit Sicherheit ein guter Saisonabschluss.

So traf ich unseren Schwimmtrainer am Morgen des 07.08. und wir verpackten ordentlich unsere Canyon Räder, Laufräder und Scheiben im Kofferraum des von Papa geliehenen Wagens. Auf geht’s. Vor Ort angekommen – wie so häufig bei den Triathleten Berlins – trifft man viele Bekannte. Es wird gequatscht, Trash getalked und letzte Tipps gegeben. Ich selbst hatte noch am Abend zuvor meine Radschuhe mit einer Säge und einer Heißluftpistole auf den heutigen Tag vorbereitet.

In der Wechselzone – es muss vielleicht eine Stunde vor dem Start gewesen sein – als ich gerade meine Laufschuhe und Wettkampfernährung auf das Handtuch unter meinem Rad legte, als mir die Information zugetragen wurde, dass es sich ja um eine Berliner Meisterschaft auf der Kurzdistanz (auch als Olympische Distanz bekannt) handelte. Ein schneller Blick umher zeigte mir, dass die Konkurrenz in meiner Altersklasse wenig – eher nicht vorhanden – ist. Das gleiche gilt nicht für die Radstärke im Feld – dazu später mehr.

Während ich also am Schwimmstart die letzten Züge des Einschwimmens beendete, steigt mir doch die Nervosität in die Beine und Arme und Schultern. Naja, jetzt muss wohl. Ich sehe Chrissi in das kalte Nass stürzen – es sollte bis zum Laufen dauern, dass er mir entgegenlaufen und ich den Sieger des Rennens sehen sollte. Die ersten Züge fühlen sich fantastisch an. Mitten in der Waschmaschine wird geschlagen und getreten. Zugegeben, ich fühle mich wohl. Als sich das Feld ordnet sehe ich, wo ich eigentlich gerade locker mitschwimme. Neben mir schwimmt der Sieger des Erkner Triathlons und vor mir zwei Athleten des Team Berlins. Auch nach der ersten Boje kann ich mich super im Wasserschatten halten, bis ein vermutlich rennentscheidender Moment mein Rennen vorzeitig erschwert. Die Beiden am Ende des Feldes an denen ich hänge haben sich übernommen und nach zwei Zügen, in denen ich nicht nach vorne sah, befand ich mich gut 3m rechts und 4m hinter der zweiten Schwimmgruppe. Wenn ich heute nicht hochgehe, hat sich die ganze Saison nicht gelohnt. Ich fasse mir ein Herz und beschleunige was die Arme hergeben. Als ich kurz vor der zweiten Boje knapp einen Meter gut gemacht habe und mir jetzt schon das Laktat aus den Augen schießt, muss ich mich – grau und blau, nach 10min Rennzeit – geschlagen geben und die Gruppe ziehen lassen. Schnell finde ich mein Tempo. Es tut weh, es ist hart, gerade schwimmen und schauen schwer. Mehr als einmal sehe ich die Boje nicht mehr – schwimme an einer Wende fast in den Gegenverkehr. Als ich 100m vor dem Ziel in eine Zwei-Mann-Gruppe zurückfalle kann ich mich doch noch ein bisschen erholen.

Aus dem Wasser heraus bin ich sehr glücklich darüber, dass die Gasse mit meinem Rad gut erkennbar und die Wechsel gut geübt sind. Der Wechsel geht schnell – nur ein Gel muss ich zurücklassen. Einmal den unendlich langen Weg zur Radstrecke überwunden, hieß es die neue Schuhkonstruktion testen. Wie 1000mal geübt klappt alles auf Anhieb. Noch vor der ersten Kurve bin ich fest und sicher in meinen Schuhen und begebe mich auf das kurvenreiche Abenteuer des Triathlons in Bad Saarow. Neben Abfahren, auf denen locker 50km/h auf dem Tacho stehen folgen uneinsichtige Kurven und es dauert bis 5km, dass ich wirklich meine Stärke ausspielen kann. Bis hierhin fühle ich das Schwimmen gut. Meine Werte sind nicht das, was ich eigentlich vorhatte zu treten. Auch meine Position fühlt sich unangenehm an. Ich rutsche auf meinem Sattel umher. Es dauert bis nach dem sehr schlechten Endstück der ersten Runde – bei dem ein fester Griff unerlässlich ist – bis regulär auch mal 300w auf der Uhr stehen. Es ist ein Spiel mit dem Feuer. Aber es ist mein letzter Wettkampf vor dem Urlaub – ich nehme also jedes Risiko, den Kopf Tief in den Abfahrten und die Kurven bis zum Rutschen. Als ich in der Wechselzone ankomme, bin ich der festen Überzeugung, dass das nix war.

Der Wechsel in die Laufschuhe erfolgt schnell. Kappe auf, Gel in die Hand. Auf geht’s. Nachdem ich das Gel runtergezwungen hatte, merkte ich, dass es nicht die Energie ist, die hier fehlt. Die Hitze und die durch das Radfahren und Schwimmen mehr als gut vorbelasteten Reserven in meinem Körper wehrten sich gegen jede Bewegung und jeden Schritt. Um meiner Verzweiflung in diesem Moment Herr zu werden tue ich, was ich jedem nur empfehlen kann, der sich von Werten einschüchtern lässt.

Eine Hummel sollte rein physikalisch nicht fliegen können. Das weiß sie nur nicht.

Geistesabwesend aktiviere ich meinen eigenen Hummelmodus und lasse die Uhr von meiner Hand in meinem Einteiler verschwinden. Von jetzt an habe ich keine Kontrolle mehr außer die Athleten um mich herum.

Das Laufen ist die absolute Hölle. Jeder Kilometer tut weh und jede Verpflegungsstelle fühlt sich wie eine kleine Erlösung an. Auf dem Weg zur ersten sehe ich Chrissi wieder. Der Vorsprung zum nächsten sind fast 3 Minuten zu diesem Zeitpunkt. Es motiviert mich – besonders in der ersten Runde mitzuzählen und bestätigt zu bekommen, dass ich mit meinem aktuell 8. Platz in den Top10 unterwegs bin. Jetzt aufgeben wäre echt unnötig. Und so quäle ich mich. Über den Fußgängerweg, die sonnenbeschienenen Passagen, den Schotterberg an der Wende. Zurück zum Ziel.

Es dauert fast 15 Minuten, in denen ich nichts lieber getan hätte als mich zu übergeben, bis ich zu mir komme und die ersten kleinen Happen zu mir nehmen kann – Es wird bis Montagabend dauern, dass ich wirklich problemlos essen kann. Ich habe jede bisschen Energie in meinem Körper motiviert, um das Ziel zu erreichen. Hat es sich gelohnt? – Sag du es mir.

Platz 1 in meiner AK20 und somit Landesmeister

Platz 8 insgesamt und meine erste Top10 Platzierung über die Kurzdistanz – und das in einer Meisterschaft

Die schnellste Radzeit des Tages. Darauf bin ich besonders stolz. Trotz des gefühlt schlechten Radsplits habe ich bekannte Größen wie Valentin von Oy, Oskar Meinusch und Andreas Hellstab auf dem Rad hinter mir gelassen – mit Ansage.

44:65 auf 10.5km. Eine Pace von 4:17 – Für einen solchen Wettkampf und mein Gefühl beim Laufen ein wahrer Erfolg.

Overall habe ich viel riskiert und mich viel gequält und gezeigt, dass ich im Triathlon einen Platz gefunden habe und konkurrenzfähig bin. Vor allem, dass ich mittlerweile beim Schwimmen und Radfahren mit dem Tempo spielen kann und dennoch ein starkes Laufen haben kann. Ein wahrer Erfolg eben.

Doch ich war nicht allein im Namen des TiB unterwegs. Matthias, der schon beim Werbellinsee Triathlon gezeigt hat, dass er im Triathlon gut aufgehoben ist, hat dies nochmal unterstrichen. Unser natürlich starker Schwimmer, den ich erst mit 4 Schwimmeinheiten in der Woche abhängen konnte, hatte ein gutes Schwimmen und konnte sich auf dem Rad gut einfinden. Er war wieder mit einem Rennrad unterwegs – eine klare Aerodynamische Einschränkung gegenüber den Raumschiffen, die Chrissi und ich an den Start schieben. Doch gab es unter den Rennrädern Keines, dass es an Matthias herangeschafft hätte. Doch so wie jede schwimm-/ radstarke Person hat auch er beim Laufen seine Probleme. Hier lies er leider 17 Plätze liegen… Aber wenn das im Training so weitergeht, kann ich fast garantieren, dass sich dieses Defizit noch wandeln wird.

Einen rabenschwarzen Tag hatte Wilfried. Nach 3km auf der Laufstrecke musste er sich dem Wetter und der überlangen Schwimm- und Radstrecke Tribut zollen und das Rennen beenden.

Ein Rennen, das schöner fast nicht hätte sein können. Neben einer schönen Location, vielen Imbissbuden und klarem Wasser, gab es Verpflegung beim Laufen und eine zwar nicht gesperrte, aber abgesicherte Radstrecke. Was die Zeiten angeht wird hier vermutlich niemand seine Personal Best knacken. Neben dem Schwimmen, dass schon ca. 200m zu lang war, wird das Rennen mit satten 46km ausgeschrieben. Auch wenn am Ende „nur“ 44km auf dem Tacho standen, wird man hier mit 4km zum regulären und 8km zu zum Beispiel dem Werbellinsee Triathlon belohnt. Das schlägt sich nieder. Nicht zuletzt sieht auch eine Laufzeit von 45min im Licht einer knapp 500m zu langen Laufstrecke schon ganz anders aus.

Für die 50€ bekommt hier jede Person mehr als genug Triathlon auf der Sprint- und Kurzdistanz. Ein Rennen, das ich – jetzt wo ich die Radstrecke kenne – gerne wiederhole.