Fahr zur Hölle - Mitteldistanz in Quedlinburg

Erstellt am 02. Oktober 2020

Einen Joker für die Wettkampf-Saison 2020 hatte ich noch in der Tasche und der hieß klangvoll "Hölle von Q". Während der Veranstalter nicht müde wurde, alles für die Durchführung zu geben, nutzte ich seine Mühen dafür, meine eigene Trainingsmotivation hoch zu halten. Denn schließlich galt es nicht nur 2km zu schwimmen, 83 km Rad zu fahren und anschließend 21,1 km zu laufen, sondern es sollten auch stolze 1600 Höhenmeter erklommen werden. Für Flachlandindianer wie mich fast schon ein Everest. 

Und tatsächlich gab es dann eine Woche vor dem Wettkampf grünes Licht für das Hygienekonzept und ich sowie 299 weitere Starter durften tatsächlich "zur Hölle fahren". Klasse Randnotiz: parallel zur Mitteldistanz findet auch die "Hölle Special" statt. Ein Triathlon für Menschen mit geistiger Behinderung, auf deutlich kürzeren Strecken, aber mit ebenso viel Sportsgeist. 

 

Der frühe Start erfolgte am schönen Ditfurter See "rollend": also einer nach dem anderen, bzw. immer vier nach den anderen. Ich paddelte dabei recht relaxt vor mich her, genoss die aufgehende Sonne über dem See und hatte gefühlt keinen geraden Kurs. So war ich dann doch überrascht, nach 33:33 Minuten aus dem Wasser zu steigen und in Wechselzone-1 auf das Rad zu springen.

Mit diesem ging es dann hügelig dem Harz entgegen bis nach 35km die An- und Abstiege begannen. Über die Rosstrappe nach Thale und dann zweimal vorbei am Hexentanzplatz hoch nach Friedrichsbrunn in traumhafter Kulisse. Spätestens in der zweiten Runde bei zwischenzeitlichen 12% Steigung war die Kulisse etwas ausgeblendet, das persönliche Ziel nicht mehr an Zahlen, sondern nur an das Ankommen gebunden. Das legte sich aber auf den rasanten Abfahrten wieder und nach 3:08h auf dem Rad ging es in die zweite Wechselzone in Thale und ich liebäugelte noch heimlich mit einer Gesamtzeit von 5:30h. Da hatte ich die Rechnung aber ohne den Wirt bzw. die Strecke gemacht. Nach zwei Kilometern forderte eine steile Kopfsteinpflasterstraße alles und mein Oberschenkel wurde zu einem Krampf. Es ging aber weiter und ich wurde belohnt. Auf der wunderschönen Strecke auf Wanderwegen rund um die Teufelsmauer purzelten die Kilometer nur so runter. In Quedlinburg durfte noch der Schloßberg erklommen werden, bevor es dann endlich durch die Hölle (ein Gässlein in Quedlinburg) auf dem Marktplatz nach 1:52h ins Ziel ging, wo standesgemäß von einer Hexe das Finisher-Abzeichen überreicht wurde. 

Mit der Gesamtzeit von 5:40h bin ich für die Premiere auf der Mitteldistanz absolut zufrieden, noch mehr begeistert aber von der tollen, einzigartigen Veranstaltung. Da weiß ich schon jetzt: ganz sicher fahre ich nochmal zur Hölle! 

 

Felix Metje