Erstellt am 15. Juli 2020
Der nächste Tag begann mit Nebel und sehr viel Wasser in der Moldau. War durchaus beeindruckend für einen Zahmwasserpaddler. Es gab ein extra Briefing von Petr auf englisch für uns. Somit konnten wir auf dem Fluss also nicht verloren gehen. Beim Start hielten wir uns dezent zurück: Erst mal schauen was so geht.
Der erste Tag bot uns 4 Portagen, die man sportlich nehmen sollte. Sonst landet man gleich ziemlich weit hinten. Wir hatten das Umtragen kaum trainiert – und merkten dies dann auch. Die K1 Fahrer nahmen uns immer ca. eine Minute bei der Portage ab. Die fuhren wir dann wieder raus bis zum nächsten Wehr.
Aber auch sonst gab es nette Hindernisse, zum Beispiel die bis dato unbekannten Anglerposen. Wir dachten erst das seien kleine Ankerbojen, die stellten sich aber als Angelmarkierungen mit nachfolgenden Angelsehnen heraus. Da fuhren wir prompt rein, wieder was gelernt. So waren wir jetzt ständig auf der Hut vor diesen kleinen Bojen. Zum Ende des Tages, waren wir dann doch wieder allein. Vojtěch hat bei der dritten Schleuse alles riskiert und das Wehr befahren. Respekt bei diesem Wasserstand!
Das größte Hindernis auf dieser Tour war der Orlikdamm. Dort kann man nicht Umtragen. Da ist Fahrstuhlfahren ist angesagt. Die Zeit wird bei der Ankunft angehalten und bei Abfahrt im Unterwasser wieder gestartet. Also nach 17 km Zeit für eine Pause. Fast wäre der Fahrstuhl ohne mich abgefahren als ich aus dem Dixi-Klo kam. Im Unterwasser war es dann extrem frisch. Klar - das Wasser aus der Talsperre wird tief entnommen.
Ein tätowierter Mittfünfziger mit Kinnbart wollte uns dann ungefragt erklären, wie wir zu fahren haben. Na ja – wir hielten uns lieber an die Gammeltaktik: Einfach mit dem Zweier hinten ans Feld ran und ausgeruht… War dann aber doch zu langweilig. Um an der der zweiten Umtrage Platz zu haben, gaben wir uns etwas Mühe. Das Murmeltier grüßte dann wieder auf dem Landweg: Eingestiegen, die Cola getrunken und weiter Joachim im Blick. Die letzten Meter wurden noch mit einer Bootsgasse versüßt. Alle haben uns zugeraten das Ding zu fahren. Na gut. Also durch! Und – Basti wollte gleich nochmal…
Unser Fazit zum Rennen von České Budějovice-Praha: Ein durchaus fordernder Wettkampf, wo Ausdauer, Taktik, Gewässerkenntnis von Vorteil sind. Wer gut und schnell an den Wehren Umtragen kann, hat schon halb gewonnen. Die Organisation war perfekt! Alles lief wie am Schnürchen. Ich glaube das ist meine Alternative zum Hiddenseemarathon! So richtig kann ich nicht verstehen, warum die Moldau in diesem Teil so selten von Paddelbooten befahren wird. Ein wirklich schöner Fluss mit netten Menschen.
Autor: Holger Trapp
Fotografin: Helga Viehböck
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